Deutsche Übersetzung: Monika Michopoulos ©
Alle Rechte vorbehalten. 2016
Poesie kann eine Kraft sein, die sich in das Bewußtsein derjenigen brennt, die entweder die Macht der Worte fürchten oder ihre Konsequenzen genießen. Das Castillo Theatre präsentiert nun vom 6. bis 15. Mai 2016 die kraftvolle Poesie des guatemaltekischen Dichters und Aktivisten Otto René Castillo (1936-67), dessen Namen das Theater in Anerkennung seines legendären Kampfes für soziale Gerechtigkeit angenommen hat. Bereits in der High School zeigt sich Otto René Castillo als sozialer Aktivist, als die demo-kratisch gewählte Regierung von Arbenz 1954 durch einen von der CIA unterstützten Staatsstreich gestürzt wird. Sein späteres Leben schwankt zwischen dem eindrucksvollen Erfolg als preisgekrönter Dichter und der äußerst unsicheren Existenz als politischer Flücht-ling. Er verbringt drei Jahre als Student an der Universität Leipzig, kehrt als Guerillakämpfer nach Guatemala zurück, wird dort ver-haftet, gefoltert und zu Tode verbrannt.
Castillos Poesie besitzt die Qualität der direkten Rede eines Bertold Brecht, durchdrungen von einer bemerkenswerten lyrischen, ja oft elegischen Schönheit. Besonders im spanischen Original lässt sich diese kräftige Resonanz spüren, welche die deutsche Fassung (übersetzt von Reinhard Thoma) und auch die englische Fassung (übersetzt von Margaret Randall) nicht ganz erreichen kann. Die Inszenierung des aus München angereisten Regisseurs Hans Melzer präsentiert uns eine Auswahl von Castillos Gedichten in drei Sprachen. Die deutsche Schauspielerin Gabi Heller (auch Dramaturgie) spricht Castillos Poesie in einem ganz bewusst akzentuierten und emotional aufgeladenem Deutsch. Unerwarteter Kontrast dazu, wenn Madelyn Chapman die gleichen Zeilen in fast zarter Weise in der englischen Übersetzung vorträgt und damit eine ganz andere Facette vermittelt. Olivia Luna füllt den Raum zwischen beiden durch die spanischen Originalverse – mit wilder Wut, erotisch, hoher Leidenschaft. Es braucht diese drei exzellenten Schauspieler-persönlichkeiten für Castillos meist nicht einfach zu bewältigenden Poesiewelten.
Dazu jazzige improvisierte Elemente der Spitzenklasse. Am Klavier der Münchner Komponist und Pianist Michael Armann, zusammen mit dem hervorragenden New Yorker Percussionisten David Belmont und dem international bekannten Saxophonisten Sohrab Saadat Ladjevardi. Eine famose Inszenierung von Hans Melzer, der auch durch sein Bühnenbild mit inspirierenden Videoprojektionen des Filmemachers Igor Malinowski und einer feinfühligen Licht-gestaltung von Joseph Spirito in New York überzeugen konnte.
Das Motiv für die Kooperation zwischen dem künstlerischen Direktor Dan Friedman und Hans Melzer beruht sicher auch in dem lang-jährigen sozialen und politischen Engagement der beiden. Zudem hatte sich Gabi Heller bereits in den 1990er Jahren mit dem Werk von Otto René Castillo intensiv beschäftigt und mehrere Lesungen in Deutschland veranstaltet. Durch die Unterstützung des Kulturreferates München, des Bayerischen Kultusministeriums und des Castillo Theatre unter der Ägide von All Stars Project, kam es 2016 zu dieser erfolgreichen deutsch-amerikanischen Theaterproduktion, die eine wichtige Anregung für New York sein sollte; eine Stadt, die so viel mehr tun könnte, um Künstler aus aller Welt zu vereinen, nicht nur als rein kommerzielles Unterfangen, sondern zum Zwecke echter kultureller Begegnung.
Even Under Bitterness is an avant-garde, multi-media performance piece that shows a fascinating perspective on the poems written by the Guatemalan poet and activist Otto Rene Castillo (1934-67). The performance was directed by Munich-based Hans Melzer. The American premiere ran May 6-16, at the Castillo Theater (which was named for the poet).
The theme of the night was Apolitical Intellectuals: What did You Do When The Poor Suffered? Castillo’s poetry was performed in English, Spanish, and German featuring Gabi Heller, Madelyn Chapman, and Olivia Luna...
Fotos: Doris Würgert